Gute Typographie auf Papier und im Web

Hermann Rotermund

Junge deutsche Akademiker lernen – anders als ihre Kommilitonen in anderen Ländern – weder zu sprechen noch zu schreiben. Ihre Ausbildung – wenn man von einer solchen sprechen kann – orientiert sich an Inhalten und nimmt selten Rücksicht auf deren Darstellung. Das Referat oder die Diplomarbeit werden ebenso wenig zum Gegenstand der wissenschaftlichen Reflexion gemacht wie etwa der Essay, der öffentliche Vortrag oder die multimediale Dokumentation.

Das abendländische Denken hat sich in wesentlichen Zügen aus der Reflexion über mediale Techniken entwickelt. Die Rhetorik und die Logik waren neben der Organisation des Gemeinwesens und der Naturerkenntnis die Gebiete des Denkens, aus denen sich die Wissenschaften entwickelten. Der Nachvollzug der Funktionsweisen des Memorierens und Argumentierens prägte die Inhalte der antiken philosophischen Diskurse. Die Schrift, besonders die gedruckte Schrift, und der Computer haben eine ähnliche Anschubkraft für das Denken entfaltet wie die Rede. Hier wurde die Entwicklung allerdings weniger durch die Thematisierung des Mediums selbst als durch seinen Gebrauch angeschoben: Bibliotheken gedruckter Bücher sicherten und förderten den Wissenserwerb, das Elektronengehirn und das weltweite Computernetz brachten die Selbsterkenntnis und die Ubiquität des Informationsbestandes auf eine irritierende Weise voran.

Die uns umgebenden Medien erzwingen, sei es durch ihre Konstitution, sei es durch ihre Technik, Formate für die durch sie verbreiteten Inhalte. Der Essay ist beispielsweise ein Kind des Buchdrucks, und er ist es so sehr, daß er idealiter die Länge von 16 Seiten, d. h. die Textmenge eines Bogens, aufweist. Eine soap opera oder ein Werbeclip sind in ihrer Zeitstruktur, bis hin zur Schnittfolge, Ergebnisse einer durch angewandte Psychologie kontrollierten Produktion. Die Formate der audiovisuellen Medien werden durch die Demoskopie gestanzt.

Es ist unter diesen Voraussetzungen eine heikle Aufgabe, Regeln für die Verfertigung von Dokumenten aufzustellen. Das Un-Geregelte erscheint angesichts der Übermacht der technikinduzierten Formate als Rettungsmöglichkeit der autonom sich wähnenden Gelehrten oder Literaten. Eine gesellschaftliche Wirkung dieser ungeregelten Hervorbringungen ist allerdings in den meisten Fällen nicht nachweisbar.

Die von uns geschaffenen Medien sind ein untrennbarer Bestandteil des evolutionären Prozesses unserer Kultur. Einen neutralen Standort außerhalb dieses Medien- und Kulturzusammenhangs können wir nicht einnehmen. Daher müssen wir uns seit Jahrtausenden bei der Verfertigung von Mitteilungen mit Techniken auseinandersetzen, handele es sich nun um ein Gespräch, einen Vortrag, einen Brief, einen Traktat, ein Essay, ein Hypertext-Poem oder eine Ideenpräsentation auf einer CD-ROM. Wirkungsabsicht und Rezeptionsvorgänge, vorhandene Werkzeuge und Erfahrungswissen sind zu befragen, um Regeln zu gewinnen, die für alle an einem Mitteilungsvorgang Beteiligten einen Gewinn versprechen.

Gute Typographie

Die typographische Technik rief vor 550 Jahren die zweite Medienwende nach der scriptographischen hervor, die dritte Wende, die der Turingschen Universalmaschine zum Durchbruch verhilft, bewegt uns gerade. Das wichtigste Element der typographischen Wende war nicht die Drucktechnik, sondern die Satztechnik, und hier war die entscheidende Innovation nicht die bewegliche Letter, sondern das Handgießgerät, mit dem die Lettern schnell gegossen werden konnten. Gutenberg kombinierte die Arbeitsabläufe der Buchherstellung auf eine Art und Weise, daß die Maschinisierung sie Schritt für Schritt erfassen konnte. (Vgl. dazu Giesecke 1991). In der Gestaltung der Buchseiten griff er auf die Spitzenleistungen der handschriftlichen Buchproduktion zurück. Die sich im Typographeum herausbildenden Regeln waren schon wenige Jahrzehnte nach seinem Aufkommen fixiert und werden bis heute von guten Typographen im Grunde nur variiert und unter Berücksichtigung der jeweiligen Werkzeuge reformuliert. Die wichtigsten Regeln, die auch für die Gestaltung von wissenschaftlichen Arbeiten, Briefen usw. herangezogen werden sollten, will ich hier aufführen.

Abb. 1: Teile einer Letter: 1 Schriftbild, 2 Konus, 3 Schriftkegel, 4 Punzen, 5 Schriftlinie, 6 Achsel, 7 Dickte, 8 Schrifthöhe, 9 Signatur, 10 Fußrille

Die Stellung des Satzspiegels auf dem Papier

Am häufigsten wird bei uns im Alltag das Papierformat DIN A 4 verwendet. Für die Einführung und Durchsetzung dieses Normformats für Briefe und Manuskripte sprechen ausschließlich herstellungs- und verarbeitungstechnische Gründe (Teilbarkeit der Papierbögen immer in der Proportion 1:1,414). Es ist keineswegs benutzerfreundlich; aufgrund seiner breiten Proportion geraten die Zeilen meist zu lang, und lange Zeilen erschweren die Aufnahme des Textes. Am ehesten eignet sich das Format A 4 für zweispaltigen Satz. Das Format A 5, durch Halbierung entstanden, wird oft eingesetzt, wenn es darum geht, low-budget-Drucke von Büchern oder Broschüren zu machen. Es ist zu breit, um in einer Hand gehalten zu werden, und auch hier sind die Zeilen bei einspaltigem Druck zu lang. Häufig entstehen die Druckvorlagen durch Verkleinerung von A-4-Seiten, was dann auch noch zu unangenehmen Schriftgrößen und Durchschüssen führt. Gutenberg zog wohlweislich die Seitenproportion 2:3 vor. Diese Proportion läßt sich immer abwechselnd 3:4 und 2:3 teilen. Die alten Buchformate Quart (3:4) und Oktav (2:3) sprechen hiervon Bände.

Abb. 2: Oben: Jan Tschicholds Versuch einer Idealkonstruktion, die er aus spätmittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln gewann. (Tschichold 1962: 153)
Unten: Italienische Pergamenthandschrift eines Cicero-Textes, Mitte des 15. Jahrhunderts. Seitenhöhe 21 cm, Seitenproportion 3:2, Randverhältnisse 1:1:2:3.

Eine bedruckte Seite weist Text und leere Papierränder auf. Der Text nimmt ein Rechteck auf dem Papier in Anspruch, den Satzspiegel. Ungeschulte Textverarbeiter verwenden meist einen zu großen Satzspiegel und plazieren ihn zudem ungeschickt. Alte Handschriften und typographische Spitzenerzeugnisse weisen etwa gleiche Anteile von bedruckter und unbedruckter Fläche auf einer Seite aus. Die Ränder verteilen sich dabei auf einer rechten Seite wie 1:2:1:3 oder 2:4:3:6 (links/innen : rechts/außen : oben : unten). Die nebeneinandergestellten Innenränder der Seiten sind damit ebenso breit wie ein Außenrand, der obere Rand ist etwa doppelt so breit wie der untere (vgl. Tschichold 1962: 288-313). Wer sich in einer Bibliothek einmal die Zeit nimmt, sorgfältig hergestellte Bücher gleich welcher Epoche auf diese Proportionen hin anzusehen, wird diese Angaben bestätigt finden. Diese Verhältnisse sind natürlich nicht sonderlich ökonomisch, sie wirken aber schön und sind leseergonomisch kaum zu verbessern.

Für Brief- oder Manuskriptseiten im Format A 4, die nur einseitig bedruckt werden, müssen natürlich andere Regeln gelten. Am sinnvollsten sind wohl gleich breite Ränder links und rechts mit mindestens 3 cm, besser sogar 4 cm. Oben 3 cm und unten 5-6 cm Rand sind ebenfalls angemessen.

Die Zeilenlänge

Die Zeilenlänge ist wesentlich für die Lesefreundlichkeit eines Textes. Wichtiger als die absolute Länge ist die Anzahl der Buchstaben in einer Zeile. Die physiologische Leseforschung hat in Versuchsreihen herausgefunden, daß ca. 60 Buchstaben pro Zeile am schnellsten und angenehmsten von unserem Sehapparat verarbeitet werden können. Die Hersteller der meisten wissenschaftlichen Veröffentlichungen ignorieren diese gesicherte Erkenntnis und errichten für den Leser zusätzliche Hürden.

Die Zeilenlänge ist ein Korrelat von Satzspiegel und Schriftauswahl. Die Schriften „laufen“ verschieden breit, wie die Typographen sagen, es ergeben sich also bei gleicher Schriftgröße innerhalb eines gegebenen Satzspiegels unterschiedlich viele Buchstaben pro Zeilen. Die Times ist beispielsweise eine recht schmal laufende Schrift, im Unterschied zu einer Baskerville oder gar einer Lucida.

Der Durchschuß

Weiterhin entscheidend für die Lesefreundlichkeit eines Textes ist der Durchschuß, wie der Typograph den Zeilen- und Absatzabstand nennt. Der vertikale Abstand der Buchstaben ist bei verschiedenen Schriften gleichen Schriftgrades (Größe) ohnehin unterschiedlich. Das beruht darauf, daß die alten Lettern aus Metallstempeln geschnitten und dann nachgegossen wurden, die in der Breite (Dickte) und in der Höhe (Kegel) einen gewissen Überschuß über die eigentliche Letternbreite und -höhe aufwiesen. Nicht die Buchstabenbilder, sondern die Kegel einer 12-Punkt-Schrift sind 4,5 mm hoch. Manche Schriftarten nutzen die für einen Buchstaben zur Verfügung stehende Stempelfläche ausgreifender als andere. Der vertikale Abstand der Buchstabenbilder ist also durch die Schriftart und durch den zusätzlichen Zeilenabstand, den eigentlichen Durchschuß, bestimmt. Eine gute und jedenfalls bei einer Times zutreffende Regel ist, den Durchschuß mit 20 Prozent des Schriftgrades zu bemessen, also 10 Punkt Times, 2 Punkt Durchschuß (oder 12 Punkt Zeilenabstand). Der Durchschuß ist aufgrund der Differenz von Kegelhöhe und Schriftbildhöhe dem Schriftgrad anzupassen: kleinere Schriftgrade verlangen einen geringeren Durchschuß als größere. Eine Times 8 Punkt benötigt nur 1 Punkt Durchschuß, eine Helvetica 14 Punkt kann durchaus schon 4 Punkt Durchschuß vertragen.

Alle Durchschüsse sollten sich an der Zeilenhöhe der Grundschrift eines Textes orientieren. Wird mit anderen Abständen gearbeitet als mit ganzzahligen Faktoren des Zeilenabstandes, so wird der Zeilenfall von nebeneinanderstehenden Seiten oder Spalten gestört. Ein typographisch orientierter Textverarbeiter gleicht jede Störung der Zeilensymmetrie, die beispielsweise durch unterschiedliche Schriftgrade auf einer Seite entsteht, durch einen entsprechend berechneten zusätzlichen Durchschuß wieder aus. Ähnliches gilt für Abbildungen, Tabellen und Fußnoten: Seiten mit diesen Elementen verlangen eine besondere Sorgfalt. Hier bietet es sich an, Rahmen für Abbildungen anzulegen, die sich in der Höhe am Maß des Zeilenabstandes orientieren.

Die Absätze von Fließtexten sind bestens erkennbar, wenn ihre erste Zeile ein wenig eingezogen ist. Traditionell verwendet man ein Geviert Einzug, das heißt die Punktgröße der Schrift – 10 Punkt Schrift, 10 Punkt Absatzeinzug erste Zeile.

Die Schriftauswahl

Betrachtet man Manuskripte und Arbeitspapiere, die mit dem Computer erzeugt wurden, so wünscht man sich manchmal das Zeitalter der Schreibmaschine und einer an guten Standards trainierten Sekretärin zurück. Typoskripte wiesen häufig bequeme Ränder und einen weiten Zeilenabstand auf (anderthalb- oder zweizeilig), die heutigen Computerausdrucke dagegen präsentieren oft das Vielfache einer Schreibmaschinenseite in endlos langen und eng gesetzten Zeilen. Die Lektüre wird zudem durch die Schriftauswahl der PC-Textverarbeiter erschwert. Es gibt an den Universitäten eine seltsame Präferenz für längere Ausarbeitungen in einer großen (12 Punkt oder gar 14 Punkt) Helvetica oder Arial mit langen Zeilen und ganz geringem Durchschuß. Diese Kombination ist so ziemlich das leseunfreundlichste, was die Typographie zu bieten hat. Eine Verringerung der Schriftgröße bei gleichzeitiger Vergrößerung der Ränder und des Durchschusses kann in der gleichen Textmenge pro Seite, aber weitaus besserer Lesbarkeit resultieren.

Abb. 3: Maßnahmen zur Steigerung der Leseunfreundlichkeit: Zwei typische Seiten aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Links einfallsloser Blocksatz aus der Helvetica, rechts offenbar eine Verkleinerung von A-4-Seiten.

Grundsätzlich sind längere Texte mit Serifenschriften (den kleinen Füßen und Häkchen an den Buchstaben) wie Times, Garamond, Baskerville oder Bembo besser lesbar als mit Serifenlosen wie Helvetica, Futura oder Avantgarde. Die Helvetica taugt, wenn überhaupt, zum Satz von komplexen technischen Erläuterungen, bei denen der Leser aus Verständnisgründen ohnehin oft den Lesefluß unterbrechen muß. Für lesefreundlichen Fließtext ist sie hingegen aufgrund ihrer Sperrigkeit und luftigen Geometrie gänzlich ungeeignet.

Der Computer hat uns nicht nur im Laufe der letzten 15 Jahre den Zugriff auf alle wesentlichen Schriften der typographischen Geschichte geschenkt, sondern auch Programme beschert, mit denen Amateure und Dilettanten die Arbeit von Schriftsetzern im Handumdrehen zu erledigen versuchen. Wenn ein solches System schon mit 20 Schriftarten daherkommt, warum nicht 10 davon auf einer Einladung oder in einer Projektübersicht verwenden? Die traditionelle Typographie kommt hingegen im Buch- und Zeitschriftensatz mit ganz wenigen Schriftarten aus.

Überschriften und Hervorhebungen

Der Titel eines Manuskripts oder eines Kapitels kann etwas auffälliger gestaltet werden als der übrige Text. Einige Schriftgrade mehr, maximal das Doppelte der Grundschrift, vor allem aber Leerzeilen zwischen dem Titel und dem Textbeginn, genügen meistens. Eine Zwischenüberschrift, die mit 2 Leerzeilen oben und einer Leerzeile unten abgesetzt ist, fällt bereits so deutlich ins Auge, daß weitere Auszeichnungen (andere Schriftart, größerer Schriftgrad, fett oder kursiv) nicht unbedingt nötig sind. Die Kombination dieser Elemente ist völlig überflüssig: Wird ein größerer Schriftgrad gewählt, so ist die Zeile bereits auffällig genug und muß nicht auch noch fett hervorgehoben werden.

Hervorhebungen im Text sollten sparsam vergeben werden. Mitdenkende Leser – wir alle lesen schließlich auch selbst – fühlen sich durch viele Hervorhebungen gegängelt; sie wollen und können schließlich selbst entscheiden, welche Passagen (für sie) wichtig sind. Unterstreichungen sollten in Computerausdrucken generell unterbleiben – sie sind ein Relikt aus der Schreibmaschinenzeit, als keine anderen Hervorhebungen zur Verfügung standen. Die geeignetste Hervorhebung ist die Kursivschrift (fälschlich auch Schrägschrift genannt, es handelt sich jedoch meist um eine eigene Schriftart aus der jeweiligen Schriftfamilie). Sollten in Manuskripten aus guten Gründen viele Begriffe (wie die Namen von Publikationen, Institutionen, Schiffen ...) kursiv gesetzt worden sein, so kann zur Unterscheidung eine fette Hervorhebung verwendet werden. Besser, aber im normalen PC-Haushalt kaum verfügbar, ist eine halbfette Schrift.

Tabellen und Abbildungen

Der einmal gewählte Satzspiegel sollte unter keinen Umständen durchbrochen werden. Tabellen und Abbildungen sind also so zu formatieren, daß sie sich in ihn einpassen. Sind diese Elemente so groß, daß nur noch wenige Zeilen Fließtext auf einer Seite Platz finden, sollten eigene Seiten für sie eingerichtet werden. Zu jeder Tabelle und jedem Bild gehört eine Beschriftung, die knapp über den Inhalt informiert und Quellen angibt. Linien und Schattierungen sollten sehr sparsam eingesetzt werden. Sie sind vertretbar, wo sie eine Lesehilfe darstellen. Umrandungen und unterschiedlich fette Linien sind immer überflüssig.

Der von der DTP-Werbung der achtziger Jahre endlos wiederholte Satz &132;Ein Bild sagt mehr als tausend Worte&147; wird ständig durch die Praxis widerlegt. Beliebige Illustrationen werden zur Verschleierung von Sprachfaulheit und inhaltlichen Lücken eingesetzt. Die leichte Reproduzierbarkeit von Bildern durch Scanner und Bildbearbeitungsprogramme hat die Abbildungen in Büchern und Zeitschriften in den letzten zehn Jahren wieder vermehrt, sogar in billig produzierten wissenschaftlichen Reihen. Die Abbildungsqualität hat sich jedoch durchweg stark verschlechtert. Gute Abbildungen sind aufwendig. Wer den Zeichnungen und Bildern nicht äußerste Sorgfalt und notfalls einen nennenswerten finanziellen Aufwand zur professionellen Bearbeitung widmen möchte, sollte lieber auf sie verzichten.

Gliederungen und Verzeichnisse

So nützlich ein tief gestaffeltes Gliederungssystem zum Ordnen von Gedanken bei der Planung einer Schrift sind, so unangenehm und störend sind dicht gestreute Zwischentitel wie „4.3.2.1 Zur Problematik des Geschlechterkampfes um die Jahrhundertwende – 4.3.2.1.1 Lou Andreas-Salomé über die geschlechtliche Vereinigung – 4.3.2.1.2 Frieda von Bülows Gegenposition“. Eine maximal dreigliedrige Staffelung mit sinnvollen Zwischentiteln und ohne Numerierung ist ein lesefreundliches Angebot. Ausnahmen gibt es im Feld strenger naturwissenschaftlicher Arbeiten, wo Ableitungsketten zu gliedern sind.

Viele Textverarbeitungsprogramme bieten die Möglichkeit zur Erstellung von Verzeichnissen an, doch wird diese Möglichkeit viel zu selten genutzt. Die Erstellung eines Namensverzeichnisses ist meist recht einfach: Name als Indexeintrag markieren und später den Index erstellen (und auf Dubletten und Flexionsformen hin korrigieren). Diese Arbeit könnte bei jedem längeren Text in einem Korrekturgang nebenbei erledigt werden. Langwieriger ist die Arbeit für ein Stichwortverzeichnis. Nur wenige Programme bieten die Möglichkeit, mit einer Referenzliste auf den Text loszugehen und die Fundorte der Wörter aus dieser Liste in einem Index zu versammeln. Es muß also jeder einzelne Eintrag markiert werden. Wer das nicht sorgfältig und systematisch machen möchte, sollte es lieber lassen; flüchtig und gedankenlos zusammengestellte Register sind ein =C4rgernis für ihre neugierigen Benutzer.

Formatvorlagen

In den meisten Textverarbeitungsprogrammen gibt es die Option, mit Druckformatvorlagen, Stilvorlagen o. ä. zu arbeiten. In manchen Fällen wird sogar zwischen Absatzvorlagen und Zeichenvorlagen getrennt. In einer Formatvorlage lassen sich Merkmale wie Schriftart und -größe, Zeilenabstand, Einzug usw. speichern. Wenn alle Absätze über Vorlagen ausgezeichnet wurden, können globale Änderungen schnell vorgenommen werden. Auch die Übertragung von Textdateien auf andere Rechner und die Konvertierung zwischen verschiedenen Systemen wird durch Formatvorlagen erleichtert, da es eine große Anzahl von Konvertierungsprogrammen gibt, die diese Auszeichnungen auswerten. Die Herstellung professioneller Satzdateien kann dadurch ebenso vereinfacht werden wie die Erzeugung von HTML-Dateien für die Internet-Darstellung. Formatvorlagen zwingen die Textbearbeiter zu einer gewissen Konsequenz und helfen ihm, die Systematik des Textes zu kontrollieren.

Gut gestaltete Internetseiten

Für Bildschirmseiten gelten prinzipiell die gleichen Grundregeln wie für Druckseiten. Es gibt allerdings eine Reihe von Eigentümlichkeiten, die zusätzlich beachtet werden sollten. Monitore haben meistens Querformat, die auf ihm angezeigten Bildschirmfenster sind dafür rollbar. Der Begriff der „Seite“ gewinnt hier also eine andere Bedeutung als im Druckwesen. Die Länge und Breite einer solchen Seite ist nur durch die Anzeigekapazität der jeweiligen Software und durch den Speicherplatz des verwendeten Rechners begrenzt. Das Bildschirmfenster ist eine Art Lupe, die über dieser Seite bewegt werden kann. Bei der Gestaltung von Dokumenten müssen diese Gegebenheiten berücksichtigt werden, wobei immer die bei Anwendern verbreitete Minimalkonfiguration zugrundegelegt werden sollte, also z. B. ein Monitor mit 640 x 480 Bildpunkten und eine Grafikkarte, die 256 Farben darstellen kann.

Seitenlayout

Für das Layout von Bildschirmen stellt die Seitenbeschreibungssprache HTML weitaus geringere Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung als ein DTP-Programm für die Anfertigung von Drucksachen. Die Gestaltungssprache HTML befindet sich jedoch in einer dynamischen Entwicklung. Der Zug geht eindeutig von einer benutzergesteuerten zu einer produzentengesteuerten Gestaltung. Bildschirmfenster, Farben, Schriftart, Schriftgröße usw. werden immer mehr durch HTML-Befehle beeinflußbar. Die Gestaltung von WWW-Seiten, die vor einigen Jahren die Domäne von Informatikstudenten war, geht in die Hände professioneller Layouter in Werbeagenturen über. Hinzu kommt die stärkere Nutzung von Javascripts und Java-Applets. Neben den Layouter tritt also der Programmierer.

Amateure, die ihre eigenen Dokumente für das WWW aufbereiten wollen, sollten sich von diesen Entwicklungen aber nicht abschrecken lassen. Ein gutes und übersichtliches Layout läßt sich auch mit einfachen Mitteln herstellen.

Bildschirmseiten, die im World Wide Web angezeigt werden, kosten den Benutzer Geld und Zeit. Das Bildschirmdesign sollte diese beiden Faktoren grundsätzlich berücksichtigen. Das bedeutet:

Links

Hypertext-Links sind ein konstitutives Element des WWW. Leider werden Links noch in vielen Fällen nicht sonderlich sinnvoll eingesetzt.

Farben und Bilder

Schwarze Schrift auf weißem Grund ist nach allen Erfahrungen und ergonomischen Untersuchungen der letzten anderthalb Jahrzehnte der immer noch beste Kompromiß für die Bildschirmdarstellung von Texten. Ergonomisch bessere Farbkombinationen scheitern im WWW schon an der zur Verfügung stehenden Farbpalette. Für längere Texte sollte daher diese Kombination gewählt werden.

Andere Farbkombinationen und der Einbau von Bildschirmhintergründen sind auf Einstiegsseiten (Titelblättern) denkbar. Der Kontrast zwischen einem Hintergrundbild und der Schriftdarstellung im Vordergrund sollte auf mehr als einem System überprüft werden.

Der Einsatz von Bildern sollte sich bei den derzeit vorhandenen Bandbreiten im Internet und den daraus resultierenden Ladezeiten an strengen Richtlinien orientieren:

Literatur